Die Geheimnisse der Blaue Zones Hundertjährigen
Das Älterwerden ist mit einer Zunahme von Gesundheitsproblemen oder einer Abnahme der Mobilität und Unabhängigkeit verbunden. Das neue Jahr ist immer die Zeit, in der man neue Gewohnheiten und Vorsätze fasst. Einen gesünderen Lebensstil zu führen, um länger zu leben, ist daher einer der beliebtesten Neujahrsvorsätze.
Es stellt sich jedoch die Frage, wie man seine Gesundheit und Ausdauer auch im Alter erhalten kann. Vielleicht können wir etwas von den Menschen lernen, die in einer der Blauen Zonen der Welt zu Hause sind.
Sagt Ihnen der Begriff "Blaue Zone" etwas? Und was ist so besonders an ihnen? Was können wir uns von ihrem Beispiel abschauen, um länger und gesünder zu leben?
Blaue Zone, wo Senioren aufblühen
Okinawa - Japan; das Dorf Ogliastra auf Sardinien - Italien; die Nicoya-Halbinsel - Costa Rica; die Gemeinde Loma Linda - Vereinigte Staaten; Ikaria - Griechenland; sie alle fallen in die Kategorie "Blaue Zone", ein Begriff, der Orte auf verschiedenen Kontinenten beschreibt, an denen die Menschen am längsten und gesündesten leben.
Das Konzept der Blauen Zonen wurde in einer Zeitschrift mit dem Titel "The Blue Zones: areas of exceptional longevity around the world" von Michel Poulain, Anne Herm und Gianni Pes geprägt. Die im Wiener Jahrbuch für Bevölkerungsforschung 2013 veröffentlichte Artikel untersuchte den Grad der Langlebigkeit der Bevölkerung und die Merkmale von fünf geografischen Gebieten mit ungewöhnlich vielen langlebigen Bewohnern.
"Langlebigkeit" ist das Ziel
Hinter dem Konzept der "Blauen Zone" verbirgt sich mehr als nur eine hohe Konzentration von Hundertjährigen (Menschen, die 100 Jahre oder älter sind). Es hat auch etwas mit Langlebigkeit zu tun. Menschen, die in Blauen Zonen leben, scheinen nicht nur länger zu leben, sondern auch gesünder zu sein als andere Senioren auf der ganzen Welt.
Eine überraschende Erkenntnis aus den Studien zur Blauen Zone war, dass diese Hundertjährigen nicht die Absicht hatten, so lange zu leben. Es ist die Umwelt, die sie dazu bringt, etwas länger zu leben als der Durchschnittsmensch. Jede Stadt in den Gebieten der Blauen Zone ist auf ihre eigene Weise besonders. Ikaria, eine kleine Inselgemeinde in Griechenland, ist als Blaue Zone anerkannt, weil dort die chronischer Krankheiten deutlich geringer sind. Eine Stadt in Loma Linda, Kalifornien, ist dafür bekannt, dass sie strikte Vegetarier sind und in einer engen Gemeinschaft leben.
Auch wenn wir das Umfeld der Blauen Zone in unserem täglichen Leben nicht vollständig nachbilden können, gibt es doch einige Methoden, mit denen wir unsere Langlebigkeit erhöhen können. "Langlebig" mag wie ein seltsames Wort klingen, aber es bedeutet "langes Leben"; nicht nur, wie alt man wird, sondern auch die Qualität des Lebens.
Seit Jahrzehnten sind die fünf Städte in den Blauen Zonen der Nährboden für die Forschung von Gerontologen und Forschern in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Lebensstil und Psychologie. Lernen Sie die Geheimnisse der Blauen Zonen kennen und fassen Sie vielleicht einen Ihrer Vorsätze für das kommende Jahr, diese Ideen zu Hause in die Tat umzusetzen.
Einen Sinn im Leben haben
Womit werden Sie morgens geweckt? Wie wollen Sie Ihren heutigen Tag verbringen? Wie ist Ihre Beziehung zu Ihrer Familie, Ihrem Partner, Ihren Freunden und zu Ihnen selbst?
Ob es Ihnen gefällt oder nicht, Sie leben in einer modernen Welt und sind Teil einer Kultur, die Geschwindigkeit und Effizienz schätzt. Wir bewegen uns so schnell, dass wir manchmal vergessen, einen Schritt zurückzutreten, um unser Leben zu steuern und wirklich zu überlegen, was wir tun wollen.
In einigen Regionen der Blauen Zone, wie z. B. in Nicoya (Costa Rica) und Okinawa (Japan), war der Lebenszweck schon immer ein wichtiger Faktor für das allgemeine Wohlbefinden der Bewohner.
Im Spanischen heißtes plan de vida und die Japaner nennen es ikigai. Es bedeutet "einen Sinn im Leben haben", und Forscher glauben, dass dies ein wichtiger Grund dafür ist, dass die Menschen in den Blauen Zonen länger leben als der Durchschnitt.
Einige von Ihnen fragen sich vielleicht: "Wie kann ich in meinem Alter einen Sinn im Leben haben?". Sie könnten damit beginnen, Ihre Erfolge, Ihre Stärken, Ihre Schwächen und Ihr Unterstützungssystem zu erkennen. Dann suchen Sie nach Dingen, die Ihnen im Leben Spaß machen. Hatten Sie früher ein Hobby und möchten Sie es wieder aufnehmen? Möchten Sie sich einer neuen Gemeinschaft anschließen oder neue Freunde finden? Oder möchten Sie Ihre Zeit damit verbringen, sich um Ihre Familie, Ihren Ehepartner und/oder Ihre Enkelkinder zu kümmern? Helfen Sie gerne anderen Menschen? Welchen Zweck Sie auch immer finden, genießen Sie ihn so gut wie möglich.
Trainieren und bewegen Sie Ihren Körper
Nein, Sie müssen nicht gleich eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio abschließen oder sich für ein wöchentliches Bootcamp anmelden, um Ihren Körper in Bewegung zu bringen. Eines der Geheimnisse der Langlebigkeit in der Blauen Zone besteht darin, dass Sie Bewegung zu einem Teil Ihrer regelmäßigen Aufgaben machen.
Menschen, die in Regionen der Blauen Zone leben, sind an einem Tag voller körperlicher Aktivitäten wie Gartenarbeit (Unkraut ausreißen, gießen und Pflanzen ernten), Brot backen und Essen zubereiten mit eigener Hand. Die Verwendung einfacher mechanischer Werkzeuge zur Erledigung alltäglicher Aufgaben ist nichts, worauf sie sich freuen. Je mehr körperliche und manuelle Arbeit sie verrichten, desto besser.
Ja, Sie können diese Praxis der Blauen Zone leicht übernehmen! Versuchen Sie zum Beispiel, so oft wie möglich zu gehen und öfter aufzustehen. Langes Sitzen wird mit einem ungesunden Cholesterinspiegel, erhöhtem Blutdruck und einem erhöhten Risiko für tiefe Venenthrombosen in Verbindung gebracht. Nehmen Sie eine neue Aktivität auf, die Bewegung erfordert, wie z. B. Tischlern, Gartenarbeit (wenn Sie einen Garten haben) oder regelmäßige Übungen mit geringer Intensität wie Yoga, Laufen oder Aerobic.
Engagieren Sie sich in Ihrer Gemeinde
In der heutigen Welt scheint der Sinn für Gemeinschaft immer mehr zu fehlen. Es werden Apps und Dienste eingeführt, die auf Effizienz und Schnelligkeit setzen, während neue Strukturen entstehen, die auf Individualismus ausgerichtet sind... Als Folge dieser Faktoren fielen Gemeinschaften auseinander, und Einsamkeit wurde häufiger als zuvor.
Die Menschen, die in den Gebieten der Blauen Zone leben, sind hier anderer Meinungen. Ihr Zugehörigkeitsgefühl ist sehr stark, weil sie in eng verbundenen Gemeinschaften leben. In Okinawa (Japan), einer der Blauen Zonen der Welt, wurde ein System der sozialen Sicherheit geschaffen, das "moai" genannt wird.
Dieses System bietet finanzielle und soziale Unterstützung in Zeiten der Not und gibt seinen Mitgliedern das Gefühl der Sicherheit, dass es immer jemanden gibt, an den sie sich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen. Hundertjährige, die auf der Nicoya-Halbinsel (Costa Rica) leben, neigen dazu, mit ihren Familien (Kinder oder Enkelkinder) zusammenzuleben, um ihnen Unterstützung und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu geben.
Es versteht sich von selbst, dass eine starke Gemeinschaft und ein soziales Umfeld zu einem glücklichen und gesunden Leben beitragen. Dies ist eine wichtige Einstellung, die wir in unsere täglichen Gewohnheiten integrieren können. Zeit mit gleichgesinnten Freunden zu verbringen, ungestörte Qualitätszeit mit der Familie zu genießen, mit Nachbarn und anderen Menschen in der Nachbarschaft Kontakte zu knüpfen, kann zu einer glücklicheren, weniger einsamen und insgesamt stärkeren geistigen Gesundheit führen.
Gesunde Lebensmittel verzehren
Dies mag auf den ersten Blick schwierig erscheinen, aber wenn Menschen aus der Blauen Zone das können, warum nicht auch Sie? Ausgewogene Mahlzeiten scheinen einer der Hauptgründe dafür zu sein, dass die Bewohner der Blauen Zone auch im Alter einen hohen Lebensstandard halten können.
Die Mittelmeerdiät ist eine der gesündesten Diäten der Welt und wird von vielen Menschen geschätzt, auch von den Einwohnern von Ikaria, Griechenland. Sie besteht aus einer Ernährung voller pflanzlicher Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Kräuter, Früchte, Gewürze und Gemüse. Der Verzehr von Fisch, Meeresfrüchten, Milchprodukten und Geflügel ist erwünscht, allerdings in Maßen.
Die meisten Menschen auf Ikaria konsumieren mäßig Alkohol und ernähren sich mit viel Gemüse und Olivenöl und wenig Milchprodukten und rotem Fleisch. In den Rezepten finden sich Zutaten wie Kartoffeln, Bohnen und Wildgemüse aus eigenem Anbau, aber auch Honig und Ziegenmilch.
Die Einwohner von Loma Linda, Kalifornien, neigen zu einer strikten rein pflanzlichen Ernährung. Gemüse, Süßkartoffeln und Sojaprodukte wie Tofu und Miso-Suppe bilden die Grundlage ihrer Ernährung. Sie frühstücken ausgiebig und essen dann mittags und abends relativ kleine Mahlzeiten. Leichte Mahlzeiten fördern einen besseren Schlaf und einen niedrigeren BMI. Außerdem wird so vermieden, dass der Körper vor dem Schlafengehen mit schweren Kalorien vollgestopft wird.
Achtsamkeit praktizieren
Achtsamkeit ist heutzutage ein "hippes" Wort, aber nicht viele Menschen verstehen, was es wirklich bedeutet. Kurz gesagt, ist Achtsamkeit der Akt, in einem Moment präsent zu sein. Es bedeutet, sich zu verlangsamen und wirklich zu bemerken, was man gerade tut. Wenn man achtsam ist, nimmt man sich Zeit und konzentriert sich genau auf die anstehende Aufgabe. Achtsamkeit kann in jeder Situation praktiziert werden, z. B. wenn Sie beim Gehen Ihren Herzschlag oder den Boden, auf den Sie treten, wahrnehmen.
Obwohl Achtsamkeit nicht wirklich als die Art und Weise genannt wird, wie die Bewohner der Blauen Zone ihr Leben leben, zeigt sie sich in kleinen Dingen, die sie täglich tun. Zum Beispiel essen die Bewohner aus Okinawas nicht zu viel. Stattdessen wenden sie eine japanische Philosophie namens "hara hachi bu" an, was so viel bedeutet wie "nur essen, bis man zu 80 % satt ist". Langsamer zu essen und sich Zeit zu nehmen, damit der Körper registrieren kann, was man isst, ist eine Möglichkeit, sich in Achtsamkeit zu üben.
Ein weiteres Beispiel für Achtsamkeit ist es, den gegenwärtigen Moment zu genießen. Die Bewohner der Blauen Zone essen normalerweise in einer Gruppe. Sie essen, trinken und unterhalten sich miteinander, was dazu führt, dass sie langsamer essen und sich die Zeit nehmen, beim Essen präsent zu sein.
Trinken Sie Alkohol in Maßen
Nur weil Sie auf dem Weg sind, ein gesundes Leben zu führen, heißt das nicht, dass Sie sich nicht ab und zu ein schönes Glas Wein oder Ihren Lieblingswhisky gönnen können.
Die Bewohner der Blauen Zone auf der ganzen Welt trinken gerne mindestens zwei Gläser alkoholischer Getränke pro Tag, meistens Wein. Die Bewohner Sardiniens trinken einen lokalen Wein namens Cannonau, einen Rotwein mit einer hohen Konzentration an Flavonoiden (eine Art Antioxidans, das die entzündungshemmende Wirkung verstärkt). Die Bewohner Okinawas trinken lieber awomori, einen destillierten Schnaps auf Reisbasis, der oft mit Wasser gemischt wird.
Eine weitere Besonderheit ist, dass sie alkoholische Getränke in geselliger Runde, mit Freunden oder der Familie, konsumieren. Dadurch wird ihr Immunsystem gestärkt und der Cortisolspiegel gesenkt, der ja bekanntlich das Stresshormon" ist.
Jeder möchte alt werden, aber niemand möchte alt sein. Im modernen Zeitalter der Individualität und Effizienz ist es manchmal gut, einen Schritt zurückzutreten und das Leben zu genießen, so wie die Bürger in den Gebieten der Blauen Zone. Diese Menschen leben länger, aber mit besserer Lebensqualität und -perspektive.
Was ist Ihr Vorsatz für das neue Jahr? Wir hoffen, dass dieser Artikel Sie dazu inspiriert, "glücklich zu leben" zu einem Ihrer Jahresziele zu machen. Wenn Sie die oben genannten Tipps befolgen, werden Sie wahrscheinlich nicht nur ein langes Leben haben, sondern auch ein glücklicheres Lebensgefühl und ein Gefühl der allgemeinen Zufriedenheit.
